Ich sprach mit einer Deutschlehrerin

 

Sind Sie immer noch so zufrieden mit Ihrem Job als Deutschlehrerin?
Das ist eine gefährliche Frage (lacht). Natürlich mache ich diesen Job von ganzem Herzen. Man sollte sich aber kein Idealbild von diesem Job machen. Es ist wirklich anstrengend. Über die Lehrer und Lehrerinnen wird oft gelacht: Es wird oft gesagt, dass wir viel zu viel Ferien haben, dass wir faul sind usw. Es stimmt, dass wir viel Ferien haben, aber glauben Sie mir, zu manchen Zeiten ist ein bisschen Ruhe sehr willkommen. Als Lehrerin muss ich immer gute Laune haben, wenn ich vor der Klasse stehe, ich muss immer begeistert sein. Denn, wenn ich nicht begeistert bin, kann ich auch nicht von meinen Schülern erwarten, dass die gut mitmachen.

Im Prinzip ist Ihr Job als Lehrerin sicher, wenn Sie fest angestellt sind. Ist diese Tatsache für Sie ein Grund, ohne Stress zu sein?
Überhaupt nicht. Ich bin selber fest angestellt, also kann ich tatsächlich nicht ohne weiteres entlassen werden, aber ich bin nicht einverstanden mit diesem System. Es hängt von den Leherinnen und Lehrern selber ab, wie sie mit diesem System umgehen. Manche Lehrerinnen und Lehrer sind nicht mehr motiviert, ab dem Moment, an dem sie fest angestellt werden. Ich finde, dass die Qualität der Bildung nicht darunter leiden darf. Ich versuche, immer neue Materialien zu benutzen: neue Filme, Lieder, Texte usw. Das ist sehr anstrengend, aber es lohnt sich. Auch für mich ist das interessant, denn ich habe keine Lust, 40 Jahre dieselbe Materialien zu verwenden, das wäre langweilig.

Was sind denn die schönsten Seiten dieses Berufs?
Deutsch ist meistens nicht so beliebt bei den Schülern. Noch bevor sie zwei Wörter Deutsch kennen, sagen sie, dass Deutsch eine hässliche Sprache ist. Wenn meine Schüler nach dem Abitur imstande sind, ganze Gespräche auf Deutsch zu führen, dann macht mich das sehr froh. In vielen Fällen sagen mir die Schüler am Ende des Sekundarunterrichts, dass Deutsch eigentlich nicht so hässlich ist, wie sie anfangs fanden. Umgekehrt gibt es natürlich auch Schüler, die ich nicht überzeugen konnte. Das muss man leider einfach akzeptieren. Mein persönliches Ziel ist erreicht, wenn es wenigstens einen Schüler gibt, der auch eine Liebe für die deutsche Sprache entwickelt hat.

Ich war so eine Schülerin, und vielleicht werde ich auch Deutschlehrerin mit einem ähnlichen Ziel.
Das wäre schön!

(Kelly Roels - 4.6.2013)

 

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